Die drei Baracken zur Unterbringung der Häftlinge, 02.03.1945 (Foto, Ausschnitt: Luftbilddatenbank Dr. Carls, 4167_106G-4588)

Die Häftlinge wurden in drei Baracken aus Ziegelhohlsteinen und Betonplatten untergebracht. Zwei der Häftlingsbaracken waren direkt aneinander gebaut, eine dritte stand auf der gegenüberliegenden Seite des Appellplatzes. Die Unterkunftsbaracken waren identisch gegliedert. In einer Gebäudehälfte befand sich ein Speiseraum, an den sich die Räumlichkeiten der internen Lagerleitung sowie die Waschräume anschlossen. In der anderen Hälfte befanden sich sich die Schlafräume. Die Baracken wiesen diverse Baumängel auf. Das nur mit Ölfarbe gestrichene Dach war beispielsweise nicht ausreichend witterungsbeständig, so dass sich Kondenswasser bildete und die Feuchtigkeit in den Innenraum eindrang.

Das 126 Personen umfassende Baukommando, welches aus dem Stammlager Neuengamme überführt wurde und sich in der Mehrzahl aus französischen und sowjetischen Widerstandskämpfern zusammensetzte, war räumlich von den jüdischen Häftlingen aus Auschwitz getrennt. Im direkten Vergleich war ihre Behandlung und Versorgung ein wenig besser, was vorrangig durch die unterschiedlichen Inhaftierungsgründe bedingt war. Dem gegenüber waren die jüdischen Häftlinge besonders den täglichen Erniedrigungen und vielfach körperlichen Misshandlungen durch die Wachmannschaften ausgesetzt.

Durch die Überbelegung der Baracken litten die Menschen unter der Enge und katastrophalen hygienischen und sanitären Bedingungen. In der ursprünglichen Planung waren die Unterkünfte für deutlich weniger Menschen ausgelegt, als letztendlich in ihnen untergebracht waren. In den Schlafräumen befanden sich dreistöckige Betten. Jeweils zwei Personen mussten sich eine Pritsche teilen. Zunehmend breiteten sich Krankheiten und Läuse aus. Waschmöglichkeiten waren stark eingegrenzt, in der Regel gab es keine Seife oder andere Hygieneartikel. Durch die Arbeit verschmutzte Kleidungsstücke und die Schuhe  konnten nicht gesäubert oder repariert werden. Einige Häftlinge hüllten sich im Winter in alte Säcke, um sich gegen die Kälte zu schützen.

Der ehemalige Häftling Michael Gumaner (*1920) berichtete über die Lebensbedingungen im Lager:

Ende Oktober wurde dann das von uns errichtete Lager in der Schillstraße bezogen. Die Wohnmöglichkeiten waren äußerst schlecht. Die Schlafgelegenheiten waren ca. 70-80cm breit. Jeder Häftling hatte eine Decke im Besitz. Waschgelegenheiten waren vorhanden, jedoch reichten diese für die Zahl der Häftlinge nicht aus. Wir Häftlinge bekamen keine Seife und keine Waschmittel und die Folge davon war, dass das Lager in zehn Tagen restlos verlaust war. Weder durch Kirstein noch durch die Firma Büssing wurde gegen diese Verlausung etwas unternommen. Die Folge davon war, dass die meisten der Häftlinge bald mit Ausschlägen, Geschwüren und dergleichen behaftet waren.

(Quelle: Vögel, Bernhild: Denkstätte Schillstraße. Materialien für Schule und Bildungsarbeit. Braunschweig 1998, S. 32)

Der ehemalige Häftling Jerzy Herzberg (*1929) berichtete über die Lebensbedingungen im Lager:

Nach ein paar Tagen gab ich meine Bemühungen auf, sauber zu sein, ich trug dieselbe Kleidung tag und nachts. Ich war verlaust und wusch mich nicht mehr. Wir hatten Pritschen, eine für zwei Männer, von denen einer in der Tagschicht und der andere in der Nachtschicht gearbeitet hat. In den Baracken stank es unbeschreiblich, es war auch furchtbar dreckig drin […]. Wenn es um meinen psychischen Zustand geht, war ich damals am Boden. […]. Die erschreckenden hygienischen Zustände in unserem Lager kann ich an einem Beispiel darstellen: Wir bekamen unsere Suppe in solchen Blechschüsseln, die ungewaschenen Schüsseln bekamen die nächste Schicht, während meines Aufenthaltes im Lager wurden diese Schüsseln nie gewaschen…

(Quelle: Liedke, Karl: Das KZ-Außenlager Schillstraße in Braunschweig 1944-1945. Braunschweig 2006, S. 32f.)